König Laurin lebte auf dem Felsen des Rosengartens, der heute nur mehr eine öde Geröllholde ist. Er war der König eines Zwergenvolkes, das in den Bergen nach edlem Gestein und wertvollen Erzen suchte. König Laurin besaß einen unterirdischen Palast aus funkelndem Bergkristall. Doch sein ganzer Stolz war der große Garten vor dem Eingang zu seiner Kristallburg, wo unzählige edle Rosen blühten und dufteten. Falls es jemand gewagt hätte eine seiner Rosen zu pflücken oder den Seidenfaden, der als Zaun des Rosengartens diente, zu verreisen, wurde derjenige mit dem Verlust der linken Hand und des rechten Fußes bestraft. Zwergenkönig Laurin nahm den Kampf mit jedem auf, denn er besaß einen Zaubergürtel, der ihm Kraft und Stärke von 12 Männern verlieh. Außerdem hatte er eine geheime Tarnkappe, die ihn, sobald er sie trug, unsichtbar machte. Das einzige was ihm fehlte war eine Frau.
Als er hörte, dass der König an der Etsch seine schöne Tochter Similde zur Heirat frei gab, wollte er die Einladung um sie zu werben sofort annehmen. Jedoch kam nie ein Bote des Königs zu ihm, um ihm diese Einladung vom König zu überbringen. Deshalb beschloss er, nur im Geheimen daran teilzunehmen. Er setzte die Tarnkappe auf und beobachtete die Kampfspiele, an denen sich die Freier um die Königstochter beteiligt hatten. Derjenige, der im Fechten und Reiten der Beste war, bekam Similde. Sieben Tage lang dauerten die Kampfspiele. Kurz vor Ende des entscheidenden Spiels wurde Similde entführt. König Laurin ritt mit ihr davon und da er die Tarnkappe trug, konnten sie unbemerkt entkommen. Doch da König Laurin der einzige war, der nicht eingeladen wurde, war sofort klar, dass er sie entführt haben musste. Deshalb machten sich die zwei Finalisten der Kämpfe zusammen mit Verstärkung sogleich auf den Weg zum Rosengarten um sie zurück zu bringen.
Sie forderten König Laurin, der klar im Vorteil war, zum Kampf auf. Neben seinem Zwölfmännergürtel trug er auch die Tarnkappe, die dafür sorgte, dass er unsichtbar war und seine Gegner ihn im Kampf ständig verfehlten. Doch die Rivalen waren nicht dumm: Sie verfolgten das Bewegen des Grases und wussten somit wo sich König Laurin befand. Sie packten ihn, rissen ihm den Gürtel ab, zogen ihn selbst an und gewannen den Kampf. Daraufhin nahmen sie seine Tarnkappe und all seine Waffen.
Als Similde hinter einer versteckten Felsentür hervorkam, ordnete sie an, dass König Laurin nicht bestraft werden sollte, da er sie gut behandelt hatte. Auf dessen hin, lud König Laurin alle in sein unteririsches Felsenschloss ein, wo er ihnen seine Schätze zeigte und sie zusammen aßen.
Kurze Zeit später wurden sie jedoch von den Zwergen, die sie bedienten, überfallen, in Ketten gelegt und eingeschlossen. Voller Wurt schworen sie Rache. Je mehr sie über die Rache nachdachten, desto wütender wurden sie, bis einer vor lauter Wut so viel Kraft bekam, dass er die Kettenfesseln aufbrach und er auch die anderen befreien konnte. Sie überfielen die Zwerge und nahmen König Laurin gefangen. Hartwig, der Ritter mit der Lilie, brachte Similde zur Burg ihres Vaters zurück. Dieser freute sich sehr über ihre Rückkehr und vermählte die beiden.
König Laurin wurde auf die Burg mitgenommen, wo er sein ganzes Leben als Gefangener verbrachte. Bevor er jedoch sein Schloss verließ, verfluchte er seinen Rosengarten, da dieser ihn verriet. Er sprach „Diese Rosen haben mich verraten, hätten die Recken nicht die Rosen gesehen, so wären sie nie auf meinen Berg gekommen.“ In seinen Zauber sagte er, dass weder bei Tag noch bei Nacht jemand den Rosengarten sehen soll. Er vergaß jedoch die Dämmerung, und so kann man immer bei Dämmerung den verzauberten Rosengarten in seiner Rosenpracht sehen.
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